Grüner Wasserstoff soll das Allheilmittel der Energiewende überall dort sein, wo eine direkte Verwendung von Strom nicht sinnvoll ist. Dazu gehören stoffliche Anwendungen in der Industrie, aber auch solche als Brenn- und Treibstoff in der Mobilität zu Wasser, zu Luft und zu Lande, hier vor allem in der Logistik. Die Begehrlichkeiten sind groß. Doch die Potenziale sind es eher nicht.
Anfang März 2021 machte ein Vergleich in der champagnerschwangeren Diskussion um das kleinste und leichteste aller Moleküle die Runde: Nähme man alle Erzeugungskapazitäten von erneuerbaren Energien in Deutschland zusammen – also Windkraft, Photovoltaik, Biomasse und Wasserkraft –, würde man damit bei einem 70-prozentigen Wirkungsgrad der Elektrolyseure den grünen Wasserstoffbedarf der Stahlindustrie komplett abdecken. Allerdings wäre dann nichts mehr übrig für Elektroautos oder auch nur für das Licht im Heim oder den Computer auf Arbeit. Die müssten dann wieder mit fossilen Energien zum Laufen gebracht werden.
Zwar erreichen die erneuerbaren Energien, allen voran die Windkraft, einen Anteil von mehr als 50 Prozent. Doch wird dieser bereits komplett verbraucht – und das vollkommen ohne jede Wasserstoffproduktion.
Aus diesem Grund kommt die Energy Transitions Commission (ETC), ein Zusammenschluss von mehr als 45 führenden Vertretern globaler Energie- und Autoproduzenten (darunter BP, Shell, Tata und Volvo) mit Finanzinstituten und Umweltschützern, zu dem Schluss, dass das Tempo bei den erneuerbaren Energien bis 2030 um das 5- bis 7‑fache gesteigert werden muss. …
Gekürzt. Geschrieben für die ATZ - Automobiltechnische Zeitschrift, Ausgabe 2÷3−2022. Zur aktuellen Ausgabe und zum Abo geht es hier.
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