Hessisches Heizöl-Tank-Mängel-Beispiel: Wohl dem, der den Durchblick nicht verliert. Foto: Witzmann

Alte Heizöl-​Tanks: Sanierung oder Tausch?

von | 15. Dezember 2015

Im zweiten Teil (der erste findet sich hier) unserer Serie zur Tank­mo­der­ni­sierung geht es um voraus­sicht­liche Eckpunkte des neuen Wasser­rechts, Lösungen zur Geruchs­neu­tra­lität und die Frage, wann eine Sanierung ausrei­chend sein kann. 

Die im 1. Teil erwähnte Über­prüfung von ober­ir­di­schen Heiz­öl­an­lagen, die ab 2005 in Hessen begann und die Fassungs­ver­mögen von 1001 bis 10000 Litern umfasste, förderte teils erschre­ckendes zutage. „Den Zustand der Altanlagen kann man als desolat bezeichnen“, so Petra Witzmann. Die Zahlen geben ihr recht: Bei der zuletzt veröf­fent­lichten Statistik, der Prüfung von 2009 , waren zwar 63 Prozent aller geprüften Anlagen, also auch die regel­mäßig geprüften, einwandfrei, 24 Prozent wiesen geringe Mängel, 13 Prozent erheb­liche Mängel auf. Bei den Anlagen, die erstmals unter­sucht wurden, war das Verhältnis deutlich ungüns­tiger: Hier standen 60 Prozent einwand­freier Anlagen 22 Prozent mit geringen und 28 Prozent mit erheb­lichen Mängeln gegenüber.

Die Diplom­in­ge­nieurin war mit ihrem Unter­nehmen Freie Sach­ver­ständige für Umwelt­tech­no­logie (FSU) maßgeblich an dem Massen­check beteiligt. Sie plädiert, die Klein­staa­terei bei den Verord­nungen – jedes der 16 Bundes­länder hat eine eigene – zu verein­heit­lichen, was mit dem neuen Wasser­recht voraus­sichtlich auch geschehen wird. …

Kombi­nation aus Stahl und Plastik

Ein Problem, das bei einer Moder­ni­sierung gleich mit behoben werden kann, ist die Geruchs­neu­tra­lität. Die erreicht man aus Sicht der Firma Oechssler am besten mit einem Kellertank aus Stahl in Kombi­nation mit einer Leck­schutz­aus­kleidung (Innen­hülle) und Leck­an­zeiger. „Unseres Erachtens hat die Ölheizung in den letzten Jahren viele Kunden verloren, da es bei Kunst­stoff­tank­an­lagen häufig uner­träglich nach Öl roch oder die Kunden aufgrund von Mate­ri­al­ver­for­mungen Angst hatten, dass der Tank eines Tages bersten könnte“, so Andreas Stumm vom Reut­linger Tankschutzspezialisten.

Stumm sieht bei seiner tech­no­lo­gi­schen Lösung eine weitere Reihe von Vorteilen: „Durch die Kombi­nation von Tank und Innen­hülle wird dieser doppel­wandig und erfüllt somit diese gesetz­liche Vorgabe. Ein Auffangraum bzw. eine Wanne sind nicht mehr notwendig. Eine Anpassung des vor Ort geschweißten Stahl­tanks an die indi­vi­du­ellen örtlichen Gege­ben­heiten garan­tiert eine optimale Raum­aus­nutzung. Der Tank­inhalt kann beliebig gewählt werden. Zudem bietet der Stahltank eine praktisch unbe­grenzte Lebens­dauer: Es gibt keine Mate­ri­al­ver­for­mungen und Innen­kor­rosion ist kein Thema, da es durch die vaku­um­über­wachte Innen­hülle zu keinem Kontakt zwischen Heizöl und Stahl mehr kommt“. Außerdem verweist Stumm darauf, dass dieses Tank­system mit Innen­hülle auch für Bioheizöl mit einem Biodie­sel­anteil bis zu 20 Prozent geeignet ist. 

Wert­erhaltung und Sanierung

Wie das eigene Auto, sollte auch der eigene Tank regel­mäßig gewartet und gereinigt werden“, ergänzt Stumm. „Für einen reibungs­losen Heiz­be­trieb ist es wichtig, dass die Tank­anlage immer auf dem neuesten Stand der Technik ist und Wasser- und Schlamm­rück­stände regel­mäßig entfernt werden.“ Für Arbeiten an Tank­an­lagen empfiehlt er die Beauf­tragung eines Fach­be­triebs nach Wasser­haus­halts­gesetz. Vor jeder Moder­ni­sierung sollte auf jeden Fall eine fach­ge­rechte Tank­rei­nigung durch­ge­führt werden.

Neben dem Einbau einer Leck­schutz­aus­kleidung mit Leck­an­zeiger gibt es in der Praxis noch eine weitere Alter­native, mit der ein alter Stahltank auf Vordermann gebracht werden kann. Die nach­träg­liche Kunst­stoff­be­schichtung. Wichtig hierbei ist eine sorg­fältige Vorbe­handlung. Dabei ist das Sand­strahlen dem chemi­schen Reinigen vorzu­ziehen. Nachteil dieser Methode ist jedoch, dass der Tank einwandig bleibt und daher weiterhin ein ordnungs­ge­mäßer Auffangraum notwendig ist. 

Sofern – im Falle eines schad­haften Auffang­raums – der Einbau einer Leck­schutz­aus­kleidung als ideale Lösung nicht möglich (z.B. bei einwan­digen Batte­rie­tank­an­lagen) oder sinnvoll (z.B. notwendige, aber zu kosten­in­tensive Tank­um­bau­maß­nahmen) ist, muss der Auffangraum saniert werden. Hierbei ist das Anbringen eines mindestens 3‑schichtigen ölfesten Anstrichs oder alter­nativ der Einbau einer Tank­raum­aus­kleidung zu empfehlen. In solchen Fällen sollte man den Kunden auch hinsichtlich einer Neutank­anlage zu beraten.

Selbst ein deutlich gerin­gerer Bedarf an Tank­vo­lumen, etwa durch eine moderne Öl-​Brennwertanlage, eventuell mit Solar­thermie gekoppelt, kann eine Moder­ni­sierung auslösen. Bei doppel­wan­digen Kunst­stoff­tank­an­lagen kann man einzelne Behälter entfernen. Stahl­tanks können nach Kunden­wunsch und unter Berück­sich­tigung der Statik verkleinert und anschließend mit einer Leck­schutz­aus­kleidung ausge­rüstet werden. Dem Platz­gewinn steht hierbei aller­dings eine vermin­derte Spei­cher­ka­pa­zität gegenüber.

Die Moder­ni­sierung oder Sanierung einer bestehenden Tank­anlage kommt in der Regel günstiger als die Still­legung, Demontage und der Einbau einer Neutank­anlage. Zudem entstehen bei Arbeiten an einer bestehenden Tank­anlage im Rahmen einer Tank­sa­nierung meist höhere Arbeits­kosten als bei der Instal­lation einer neuen Tank­anlage. Eine Tank­sa­nierung kann so zu einem höheren Steu­er­bonus für Hand­wer­kerleis­tungen führen.

In der Praxis sind noch weitere Alter­na­tiven bekannt, mit denen ein alter Stahltank auf Vordermann gebracht werden kann. Dazu zählt die Kunst­stoff­be­schichtung, die eine Reinigung erfor­derlich macht. Diese sollte besser mit Sand­strahl denn mit chemi­schen Produkten von statten gehen. Jedoch ist eine Leck­schutz­aus­kleidung deutlich wirkungsvoller.

Was tun bei engen Türen?

Ein weiterer Punkt einer Tank-​Modernisierung sind die Platz­ver­hält­nisse. Oftmals sind fertige Tanks zu groß für die Kellertür. Da helfen nur Tanks, die in Einzel­teilen geliefert und vor Ort montiert werden, wie die doppel­wan­digen Tanks von Haase GFK. Die Wandung wird dabei aufge­rollt wie ein Teppich, Boden und Deckel, falls nötig, auch noch halbiert. Damit passt der Tank sogar durch kleine Luken. Erst vor Ort wird der Tank fertig montiert und kann dann eine Höhe von 1,05 Meter bis 3,30 Meter und einen Durch­messer von 1,00 Meter bis 4,00 Meter erreichen. 

Thomas Falkenbach von Haase, sieht bei seiner Lösung etliche Vorteile: „Der Tank kann sehr schnell und sicher befüllt werden, da keine unter­schied­lichen Füll­stände der Einzel­tanks zu beachten sind. Außerdem ist durch die trans­pa­rente Tank­wandung der Füllstand jederzeit ablesbar – auch dies erhöht Komfort und Sicherheit.“ Darüber hinaus seien die Haase-​Tanks sehr service­freundlich. Sie verfügen über einen begeh­baren Mannloch einstieg, um optimale Bedin­gungen für eine spätere Tank­wartung zu schaffen. Armaturen und Anschlüssen müssen hierfür nicht entfernt werden. Das spart unnötig hohe Folgekosten. 

Wann eine Sanierung reicht 

Wann jedoch könnte nicht der Tank­wechsel zwingend erfor­derlich, sondern auch eine Sanierung ausrei­chend sein? Korro­si­ons­schäden am Stahltank und Schäden an der Beschichtung der Auffang­wanne kann eine Leck­schutz­aus­kleidung verhindern. Zuvor sollte ein Fach­be­trieb die nötigen Repa­ra­turen, etwa Schweiß­ar­beiten bei Stahl­tanks vornehmen oder leichtere Schäden etwa mittels Auftrag­schweißen ausbessern.

Auch ein deutlich gerin­gerer Bedarf an Tank­vo­lumen, etwa durch eine moderne Brenn­wert­anlage, eventuell mit Solar­thermie gekoppelt, kann eine Moder­ni­sierung auslösen. Bei doppel­wan­digen Kunst­stoff­tanks kann man einzelne Behälter entfernen, Stahl­tanks verkleinert man unter Berück­sich­tigung der Statik und stattet sie mit einer Leck­schutz­aus­kleidung aus. …

Der Bundes­verband Behäl­ter­schutz empfiehlt zur Pflege und Instand­haltung bestehender Heiz­öl­tanks folgendes

  • Lassen Sie bei Erdtanks und doppel­wan­digen Keller­tanks einmal jährlich die Funktion des Leck­an­zeigers und sämt­licher weiteren Sicher­heits­ein­rich­tungen von einem güte­ge­si­cherten WHG-​Fachbetrieb überprüfen.
  • Kontrol­lieren Sie bei einwan­digen Keller­tanks regel­mäßig den Auffangraum, ebenso nach jeder Tank­füllung. Undichte Auffang­räume sind keine Auffang­räume und bieten keinen Gewässer- und Umweltschutz.
  • Lassen Sie regel­mäßig (alle 5 bis 7 Jahre) Ihren Tank (auch Tanks aus Kunst­stoff und mit Innen­hülle) von einem güte­ge­si­cherten Fach­be­trieb reinigen und dabei den Zustand aller tech­ni­schen Sicher­heits­ein­rich­tungen überprüfen.
  • Die Tank­rei­nigung ist unab­hängig von der Jahreszeit und der Heiz­öl­menge im Tank jederzeit möglich.
  • Bei Korro­si­ons­schutz­maß­nahmen (Beschich­tungen) ist die gründ­liche Reinigung, Entfettung und Entrostung der Stahl­flächen unbedingt erfor­derlich. Vor dem Aufbringen sollten die Tankin­nen­flächen am besten sand­ge­strahlt werden.
  • Lassen Sie einen Grenz­wert­geber, der vor 1984 eingebaut wurde, austau­schen. Neue Grenz­wert­geber haben einen wesentlich besseren tech­ni­schen Sicher­heits­standard. Auch neue Grenz­wert­geber sollten regel­mäßig gecheckt und geartet werden.
  • Legen Sie die unge­si­cherte Rück­lauf­leitung vom Ölbrenner zum Tank still und lassen Sie die Ölzufuhr auf selbst­si­cherndes Einstrang­system umstellen.
  • Liegt der maximal zulässige Flüs­sig­keits­spiegel im Tank höher als der Ölbrenner Ihrer Heizung, sollte ein Heber­schutz­ventil in die Saug­leitung eingebaut werden. Der Einbau eines Anti­he­ber­ventils ist bei der beschrie­benen Konstel­lation gem. der TRbF 20 von 2003 (Pkt. 9.4.1 Satz 3) vorzunehmen.
  • Bei allen Arbeiten an Ihrer Heiz­öl­tank­anlage wenden Sie sich stets an einen güte­ge­si­cherten Fach­be­trieb nach Wasser­haus­halts­gesetz. Der Abschluss eines Wartungs­ver­trags ist zu empfehlen.
  • Miss­trauen Sie billigen Tank­rei­ni­gungs­an­ge­boten oder gar kosten­losen Sicher­heits­über­prü­fungen. Mit diesen frag­wür­digen Angeboten oder Geschenken wird oft nur der Zugang zu Ihrem Tank gesucht, um Sie anschließend zu ebenso frag­wür­digen wie teuren und meist unnötigen Sanie­rungs­ar­beiten zu überreden.
  • Melden Sie einen Ölunfall unver­züglich Ihrem güte­ge­si­cherten Fach­be­trieb und der örtlichen Ordnungs­be­hörde, damit notwendige Gegen­maß­nahmen sofort einge­leitet werden können.

Geschrieben für Brenn­stoff­spiegel und aktua­li­siert für diesen Blog. Der voll­ständige Beitrag ist nur in der Ausgabe 07/​2011 zu lesen. Zum kosten­freien Probeabo geht es hier.

Vorschaubild: Hessi­sches Heizöl-​Tank-​Mängel-​Beispiel: Wohl dem, der den Durch­blick nicht verliert. Foto: Witzmann

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

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