Funktioniert auch im Bestand: Wärmepumpe, hier in einer Berliner Villa. Foto: Urbansky

Wie eine Wärme­pumpe eine Villa heizt

von | 1. Dezember 2016

Zwar wird bereits jeder dritte Neubau mit einer Wärme­pumpe beheizt. Beim Heizungs­tausch in Bestands­ge­bäuden bleiben die meisten Sanierer jedoch bei einer konser­va­tiven Lösung mit Gas oder Öl. 

Bauherr Claus-​Heinrich Röhreke entschied sich bei der Sanierung seiner Gründerzeit-​Villa m Basser­mannweg in Berlin-​Lichterfelde 2015 für die Wärmepumpe.

Die kaum mehr bewohnbare Villa aus der Berliner Grün­derzeit, genau aus dem Jahr 1888, ist heute ein modernes Mehr­fa­mi­li­enhaus, das mit CO2-​freier Wärme aus dem Erdreich beheizt wird. Für die Heizung sorgt eine Hoch­tem­pe­ra­tur­wär­me­pumpe mit einem 800-​Liter-​Pufferspeicher und einem 750-​Liter-​Warmwasserspeicher. Sie verfügt über eine Heiz­leistung von 27,4 kW.

Überall Fußbo­den­heizung

Der Investor entschied sich für eine umfas­sende ener­ge­tische Sanierung. Der Altbau beinhaltet heute sechs Wohnungen mit einer Gesamt­miet­fläche von 600 m², die allesamt mit Fußbo­den­heizung und Hand­tuch­trockner ausge­stattet sind.

Die Wärme­pumpe nutzt Doppel-​U-​Erdwärmesonden, die über sechs je knapp 100 m tief reichende Bohrungen den Unter­grund als Ener­gie­quelle erschließen. Sie wurden im Abstand von 6 m auf einem Rasen in Garten einge­bracht. Aus heutiger Sicht würde Bernhard Dreßler vom gleich­na­migen Potsdamer Brun­nen­bauer die Bohrungen jedoch im Abatand von 7 bis 8 m anbringen, weil sie sich eventuell gegen­seitig in der Entzugs­leistung beein­flussen könnten.

Keine Kühlung

Unterhalb von 10 m Tiefe beträgt die natür­liche Tempe­ratur des Gesteins etwa 10 Grad Celsius. Erdwär­me­sonden können im Winter zum Heizen und im Sommer zum Kühlen genutzt werden. Auf die Kühlung wurde bei dieser Lösung jedoch verzichtet. Auch die Warm­was­ser­be­reit­stellung erfolgt über die Wärmepumpe.

Die hoch­ef­fi­ziente Erdwär­me­pumpe wandelt eine Kilo­watt­stunde Strom im Jahres­durch­schnitt in mehr als vier Kilo­watt­stunden Wärme um und spart so rund 10,5 Tonnen CO2 pro Jahr gegenüber einer Gas-​Brennwertanlage ein. In Kombi­nation mit einer Photo­vol­ta­ik­anlage oder Ökostrom heizt eine Wärme­pumpe sogar klimaneutral.

Steck­brief:

  • Wohn­fläche 600 m²
  • Heizlast: 27 kW, wird über die Jahre durch Wärm­entzug im Boden auf 29 kW ansteigen
  • Heiz­leistung 27,41 kW
  • JAZ gesamt: 4,43
  • JAZ Warm­wasser: 2,67
  • JAZ Heizung: 4,54
  • 6 Bohrungen mit 6 m Abstand
  • Tiefe: 100 m
  • Druck Zulei­tungen: 1,2 bar
  • Ener­gie­kosten pro Jahr 3.500 Euro
  • CO2-​Einsparung: 10,5 t

Über das wach­sende Angebot an Heizstrom, der für die in der Umfrage gut weg­ge­kom­mene Wärme­pumpe ideal ist, infor­miert Energieblogger-​Kollege Björn Katz hier auf sei­nem Blog Strom­aus­kunft.

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

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