Die Post macht es, und nun auch die Bäcker: ihr eigenes E‑Auto bauen. „Wir Bäcker brauchen Elektroautos als Transporter in der Sprinterklasse. Und kein Automobilhersteller baut sie uns“, bringt es Bäckermeister Roland Schüren auf den Punkt.
Selbst ist der Mann, also der Bäcker, dachte sich Schüren, rief einige Kollegen zusammen und schon war die Selbsthilfegruppe E‑Mobil gegründet. Dabei schielt man auch auf große Vorbilder. So das Bestellsystem für den Tesla Modell 3. Der wird ja auch quasi von Vorinteressenten vorfinanziert.
Schon 121 Interessenten
Für den E‑Bäcker-Bus gibt es aktuell 121 und nicht alle sind Bäcker, aber alle zusammengefasst in einer Facebookgruppe, über die auch die Kommunikation läuft.
„Wir und viele weitere Handwerksbäcker möchten unsere frischen Backwaren klimafreundlich und emissionsfrei in unsere Filialen und zu unseren Firmenkunden liefern. Von allen bekannten Automobilherstellern gibt es kein Angebot oder nur ein einziges sehr teures Produkt in der Fahrzeuggröße, die wir benötigen“, so Schüren. Die sehr tapferen Umrüstungsbetriebe steckten viel Herzblut in ihre Einzelumbauten, könnten aber naturgemäß meist nur zu dreifach höheren Preisen von vergleichbaren Verbrennungsmotormodellen anbieten.
Im ersten Schritt wurden 100 Interessensbekundungen gesammelt. Das ist schon mehr als erreicht. Allerdings können sich weiterhin Interessenten melden, am besten unter info@ihr-baecker-schueren.de mit dem Stichwort E‑Transporter Selbsthilfegruppe /Interessenbekundung. Auch weitere Nicht-Bäcker und Teilnehmer aus der Schweiz, Österreich und den Benelux-Staaten können mitmachen. Alle werden am 3. Februar 2017 zu einem Konfigurierungs-Workshop nach Hilden eingeladen, wo die wesentlichen Paramter für den E‑Lieferwagen, der vorerst BV1 für „Bakery Vehicle 1“ heißt, festgezurrt werden sollen.
Parameter selbst festlegen
Basis ist die Größenklasse der Sprinter & Co, also Crafter, Ducato, Master, Transit, Tesla oder eben ein Sprinter. Auch andere Fabrikate oder Eigen- bzw. Neuentwicklungen sind möglich.
Folgende Parameter müssen festgelegt werden:
1. Kastenwagen, mittlerer Radstand
1.a) mit 100 km sicherer Winterreichweite
1.b) mit 150 km sicherer Winterreichweite
2. Fahrerhaus mit Fahrgestell zum weiteren eigenen Aufbau
2. a) mit 100 km sicherer Winterreichweite
2. b) mit 150 km sicherer Winterreichweite
Im Workshop geht es um optimale Ladegeschwindigkeit und die nötige Zuladung. Alle Abhängigkeiten dazu werden behandelt und diskutiert, z.B. ab wann eine Zulassung als LKW nötig werden wird und welche Ausnahmeregeln es für Elektro 3,5‑Tonner gibt. Die Themen Dachhöhe und Anzahl und Ausführung der Türen kann man voraussichtlich individuell bestellen. Auch die Größe eines 7,5 Tonnen soll behandelt werden.
Im zweiten Schritt, wenn die Konfiguration und die detaillierte Vorgehensweise steht, wird versucht, diese Bekundungen in verbindliche Zusagen umzuwandeln. Dann werden Angebote bei allen Umbauern und bei etablierten Herstellern abgefragt.
Über die Potenziale der E‑Mobilität in Deutschland berichtet Energieblogger-Kollege Björn Katz hier auf seinem Blog stromauskunft.
0 Kommentare