Der in Leipzig ansässige Gasgroßhändler und ‑dienstleister VNG weist in seiner gestern vorgestellten Bilanz für 2016 einen Gewinn von 40 Millionen Euro (EBIT) aus. Im Vorjahr verbuchte die gesamte Gruppe noch Verluste von 53 Millionen Euro.
Für Vorstandsvorsitzenden Ulf Heitmüller ist das vor allem ein Ergebnis des Konzernumbaus, der bereits 2015 angekündigt und 2016 forciert wurde.Zu dem gehörte auch der Abbau von 150 Arbeitsplätzen im Konzern direkt. Dort traf es fast jeden dritten beschäftigten. In allen Unternehmensbereichen arbeiten derzeit knapp 1.290 Menschen.
Das positive Ergebnis kam jedoch noch durch einige andere Umstände zustande. Zuerst zu nennen wären die deutlich geringeren Abschreibungen. Im letzten Jahr musste noch umfangreich im Speichergeschäft wegen Unwirtschaftlichkeit abgeschrieben werden.
Statt 216 Millionen Euro wurden für das letzte Jahr nur 119 Millionen Euro so in die Bilanz eingestellt. Das entspricht in etwa der Differenz aus letztjährlichem Verlust und diesjährigem Gewinn. Unrentable Speicher würden auch weiterhin stillgelegt, als nächster, so Technikvorstand Hans-Joachim Polk, würde des Buchholz treffen, während der Speicher Kirchheilingen in optimierter Weise weitergefahren werden sollte, auich wenn das eine große Herausforderung sei.
Speicher bleiben verlustreich
Zum Hintergrund: Das Speichergeschäft ist deutschlandweit und bei allen Speicherunternehmen nicht rentabel Die Differenzen zwischen Sommer- und Winterpreis liegen nach VNG-Angaben gerade mal bei 1,1 bis 1,2 Euro je MWh. Das würde gerade ausreichen, um die Energiekosten für Ein- und Ausspeisung zu decken.
Festgehalten würde aber am Großspeicher Katharina in Peissen bei Bernburg, einem gemeinsamen Projekt mit Gazprom. Dieser hätte strategische Bedeutung. Dafür würden keine anderen Kapazitäten vom Markt genommen. Als nächstes, so Polk, folge die Inbetriebnahme der Obertageanlagen. In den nächsten 3 bis 4 Jahren würde der Speicher fertiggestellt. Insgesamt wird er über ein Arbeitsgasvolumen von 600 Millionen m³ verfügen.
Handel im leichten Plus
Ebenfalls einen Beitrag zum Plus trug der Handel bei, der im letzten Jahr im besten Falle eine schwarze Null schrieb. Dazu zählte der Erwerb der deutschen Gazprom-Strom-Tochter und deren Eingliederung in die eigene Endkunden-Tochter Goldgas mit allein 50.000 Stromkunden und deren Ausbau auch im Gasgeschäft. Dort würden, so VNG-Handels-Chef Oliver Hill, aktuell 150.000 Kunden mit Erdgas beliefert. Im Bereich Handel kam es übrigens sogar zu einem Personalaufbau. Alles in allem beliefert die VNG 310.000 Kunden europaweit.
Neben den volatilen Gaspreisen, die das Unternehmen für sich zu nutzen wusste, wurden vor allem weniger Geld für Absicherungen von Börsengeschäften (Hedging) ausgegeben, auch wenn die Bezüge von dort zunahmen 283 statt 270 Mrd. kWh). Die Bezüge aus Russland hingegen bleiben weitgehend, stabil (56 statt 57 Mrd. kWh) während sich die aus Norwegen von 42 auf 23 Mrd. kWh nahezu halbierten.
In Norwegen ist auch das Fördergeschäft der VNG ansässig. Das wiederum profitierte von gestiegenen Ölpreisen, da Öl auch das derzeitige Hauptprodukt ist.
Für die Aktionäre, allen voran Hauptanteilseigner EnBW, gibt es eine Dividende in Höhe von insgesamt 20 Millionen Euro. Ziel des Konzerns sei es jedoch, wieder einen Gewinn von 150 Millionen Euro EBIT zu erreichen, so Finanzvorstand Volker Rodestock. Im nächsten Jahr wird das jedoch noch nicht möglich sein.
Erdgas Partner der Energiewende?
Ein weiterer Blick in die Zukunft: Heitmüller sieht in der Energiewende große Chancen für die Gaswirtschaft. „Erdgas kann mehr. Wir auch“ steht als neues Unternehmensmotto dafür. Insbesondere durch die Infrastruktur mit Speichern und Gasleitungen stehe Erdgas mit seinen geringen CO2-Emissionen und CO2-Vermeidungskosten für einen schnellen, bezahlbaren Klimaschutz und sei Partner der erneuerbaren Energien zum idealen Wegbereiter in ein dekarbonisiertes Energiesystem.
Wie dieser Weg allerdings aussieht, das bleibt vage. Denn auch Erdgas ist und bleibt ein fossiler Energieträger. Eine reine Befüllung der Netze mit synthetischem Gas aus Power to Gas oder Biogas, wie von Heitmüller ins Spiel gebracht, ist – da extrem unwirtschaftlich – noch nicht mal Zukunftsmusik.
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