Ob Erdgas wirklich so viel mehr kann, muss die VNG noch beweisen. Foto: Urbansky

VNG: Alles anders, aber diesmal mit Gewinn

von | 14. März 2017

Der in Leipzig ansässige Gasgroß­händler und ‑dienst­leister VNG weist in seiner gestern vorge­stellten Bilanz für 2016 einen Gewinn von 40 Millionen Euro (EBIT) aus. Im Vorjahr verbuchte die gesamte Gruppe noch Verluste von 53 Millionen Euro

Für Vorstands­vor­sit­zenden Ulf Heit­müller ist das vor allem ein Ergebnis des Konzern­umbaus, der bereits 2015 ange­kündigt und 2016 forciert wurde.Zu dem gehörte auch der Abbau von 150 Arbeits­plätzen im Konzern direkt. Dort traf es fast jeden dritten beschäf­tigten. In allen Unter­neh­mens­be­reichen arbeiten derzeit knapp 1.290 Menschen.

Das positive Ergebnis kam jedoch noch durch einige andere Umstände zustande. Zuerst zu nennen wären die deutlich gerin­geren Abschrei­bungen. Im letzten Jahr musste noch umfang­reich im Spei­cher­ge­schäft wegen Unwirt­schaft­lichkeit abge­schrieben werden.

Statt 216 Millionen Euro wurden für das letzte Jahr nur 119 Millionen Euro so in die Bilanz einge­stellt. Das entspricht in etwa der Differenz aus letzt­jähr­lichem Verlust und dies­jäh­rigem Gewinn. Unren­table Speicher würden auch weiterhin still­gelegt, als nächster, so Tech­nik­vor­stand Hans-​Joachim Polk, würde des Buchholz treffen, während der Speicher Kirch­hei­lingen in opti­mierter Weise weiter­ge­fahren werden sollte, auich wenn das eine große Heraus­for­derung sei.

Speicher bleiben verlustreich

Zum Hinter­grund: Das Spei­cher­ge­schäft ist deutsch­landweit und bei allen Spei­cher­un­ter­nehmen nicht rentabel Die Diffe­renzen zwischen Sommer- und Winter­preis liegen nach VNG-​Angaben gerade mal bei 1,1 bis 1,2 Euro je MWh. Das würde gerade ausreichen, um die Ener­gie­kosten für Ein- und Ausspeisung zu decken.

Fest­ge­halten würde aber am Groß­speicher Katharina in Peissen bei Bernburg, einem gemein­samen Projekt mit Gazprom. Dieser hätte stra­te­gische Bedeutung. Dafür würden keine anderen Kapa­zi­täten vom Markt genommen. Als nächstes, so Polk, folge die Inbe­trieb­nahme der Ober­ta­ge­an­lagen. In den nächsten 3 bis 4 Jahren würde der Speicher fertig­ge­stellt. Insgesamt wird er über ein Arbeits­gas­vo­lumen von 600 Millionen m³ verfügen.

Handel im leichten Plus

Ebenfalls einen Beitrag zum Plus trug der Handel bei, der im letzten Jahr im besten Falle eine schwarze Null schrieb. Dazu zählte der Erwerb der deutschen Gazprom-​Strom-​Tochter und deren Einglie­derung in die eigene Endkunden-​Tochter Goldgas mit allein 50.000 Strom­kunden und deren Ausbau auch im Gasge­schäft. Dort würden, so VNG-​Handels-​Chef Oliver Hill, aktuell 150.000 Kunden mit Erdgas beliefert. Im Bereich Handel kam es übrigens sogar zu einem Perso­nal­aufbau. Alles in allem beliefert die VNG 310.000 Kunden europaweit.

Neben den volatilen Gaspreisen, die das Unter­nehmen für sich zu nutzen wusste, wurden vor allem weniger Geld für Absi­che­rungen von Börsen­ge­schäften (Hedging) ausge­geben, auch wenn die Bezüge von dort zunahmen 283 statt 270 Mrd. kWh). Die Bezüge aus Russland hingegen bleiben weit­gehend, stabil (56 statt 57 Mrd. kWh) während sich die aus Norwegen von 42 auf 23 Mrd. kWh nahezu halbierten.

In Norwegen ist auch das Förder­ge­schäft der VNG ansässig. Das wiederum profi­tierte von gestie­genen Ölpreisen, da Öl auch das derzeitige Haupt­produkt ist.

Für die Aktionäre, allen voran Haupt­an­teils­eigner EnBW, gibt es eine Dividende in Höhe von insgesamt 20 Millionen Euro. Ziel des Konzerns sei es jedoch, wieder einen Gewinn von 150 Millionen Euro EBIT zu erreichen, so Finanz­vor­stand Volker Rodestock. Im nächsten Jahr wird das jedoch noch nicht möglich sein.

Erdgas Partner der Energiewende?

Ein weiterer Blick in die Zukunft: Heit­müller sieht in der Ener­gie­wende große Chancen für die Gaswirt­schaft. „Erdgas kann mehr. Wir auch“ steht als neues Unter­neh­mens­motto dafür. Insbe­sondere durch die Infra­struktur mit Speichern und Gaslei­tungen stehe Erdgas mit seinen geringen CO2-​Emissionen und CO2-​Vermeidungskosten für einen schnellen, bezahl­baren Klima­schutz und sei Partner der erneu­er­baren Energien zum idealen Wegbe­reiter in ein dekar­bo­ni­siertes Energiesystem.

Wie dieser Weg aller­dings aussieht, das bleibt vage. Denn auch Erdgas ist und bleibt ein fossiler Ener­gie­träger. Eine reine Befüllung der Netze mit synthe­ti­schem Gas aus Power to Gas oder Biogas, wie von Heit­müller ins Spiel gebracht, ist – da extrem unwirt­schaftlich – noch nicht mal Zukunftsmusik.

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

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