Die Wärmewende funktioniert nicht. Trotz staatlicher Stimulierung mit MAPE und APEE, von denen Endkunden in nie gekannter Höhe profitieren könnten, bewegt sich die Sanierungsrate seit Jahren auf gleich bleibendem Niveau zwischen 1 und 2 Prozent. Und ein Großteil der gewechselten Technik bleibt beim alten Brennstoff, meist Gas oder Heizöl.
Der Absatz Erneuerbarer Wärmetechnologien brach von 2014 auf 2015 im Durchschnitt um zehn Prozent ein, während Heizölkessel ein Umsatzplus von 30 Prozent verzeichneten. Diese Entwicklung kehrte sich 2016 allerdings leicht um, Öl und Gas nahmen nur bei der Brennwerttechnik zum, die inzwischen einzig erlaubter Standard ist, Wärmepumpen und Co. hingegen verzeichneten ein Plus, ausgenommen Solarthermie und Biomassekessel.
Zum einen liegt die Beliebtheit von Gas und Öl daran, dass die Förderung weitgehend technologieoffen ist. Auch Sanierer, die beim alten, fossilen Brennstoff bleiben, profitieren davon, vermehrt sogar dann, wenn sie noch eine erneuerbare Komponente, meist Solarthermie, einkoppeln. Zum anderen sind fossile Brennstoffe derzeit wieder sehr günstig und scheinen es auch noch eine ganze Weile zu bleiben. Und auch die Beharrlichkeit der Verbraucher sollte man nicht unterschätzen: Gas und Öl sind lang bewährte Wärmequellen, die hohe Versorgungssicherheit und Komfort versprechen.
Einheitliches Instrument
Deswegen wird schon lange überlegt, wie eine Steuerung weg von den Fossilen hin zu einem Wärmemarkt, der mit Erneuerbaren Energien versorgt würde, aussehen könnte. Ein dabei diskutiertes Instrument ist das einer einheitlichen CO2-Steuer. Also alle Brennstoffe werden mit einer Steuer belegt, die sich nach deren Ausstoß von CO2 berechnet. Logischerweise schneiden dann Kohle, Öl und Gas besonders schlecht ab, während Holz, Solarthermie oder mit Grünstrom betriebene Wärmepumpen davon profitieren würden. Denn die wären ja von der Steuer befreit.
Der Bundesverband Erneuerbare Energien (BEE) hat nun in seinem aktuellen Papier „CO2-Steuer mit Rückerstattungsmodell in der Wärmeversorgung“ die Vorteile der CO2-Steuer beleuchtet. Als Argument dient dem BEE die im europäischen Vergleich niedrige Besteuerung von Heizöl und Erdgas sowie gerade beim Heizöl durch kontinuierlich sinkende Verbräuche geringere Steuereinnahmen. Beim Heizöl betrügen die, so der BEE, nur ein Drittel des EU-Durchschnittes.
Angemessene Preise für fossile Energieträger sind daher ein Schlüssel, um das Preisgefüge zugunsten Erneuerbarer Energien und des Klimaschutzes zu verschieben und die Verbraucher und Investoren für Investitionen in Erneuerbare Energien zu belohnen“, so der BEE
Das Gegenmittel sieht der Verband in der CO2-Besteuerung:
Die derzeit zu geringe Bepreisung von CO2 in der Energiewirtschaft ist eine Ursache für das Nichterreichen der klimapolitischen Ziele. Die Konstruktion des europäischen Emissionshandels (ETS) führt zu dessen weitgehenden Marktversagen. Im Januar 2017 kostete eine Tonne CO2 rund fünf Euro. Die wahren Folgekosten der fossilen Energieträger sind nicht eingepreist. Nach Berechnungen des Umweltbundesamtes müsste der Wert pro Tonne bei 80 Euro liegen.
Stromsteuer abschaffen
Ein weiteres Manko stellt die Stromsteuer dar, da sie keine ökologische Lenkungswirkung ausübe. Nach Meinung des BEE blockiert sie sogar die Sektorkopplung, also die Verschmelzung der Energiesektoren Strom, Wärme und Mobilität. Deswegen soll sie abgeschafft und statt dessen durch eine CO2-Steuer ersetzt werden. Die Verbraucherkosten sollen dadurch unverändert bleiben.
Dabei sieht der BEE folgende Vorteile (in Klammern Anmerkungen des Blogbetreibers):
- Technologie- und Brennstoffoffenheit (das trifft es nicht wirklich, weil fossile Brennstoffe deutlich verteuert würden)
- Wirtschaftlichkeit (hängt von der Effizienz ab, die sich auch aus den Kosten bildet, s. Technologie- und Brennstoffoffenheit)
- Freiwilligkeit (wobei das bei einer Steuer natürlich immer relativ ist)
- Weniger Komplexität und Unsicherheit (das wäre tatsächlich der wesentliche Vorteil)
Der BEE will nun ein feste Bepreisung von zunächst 25 Euro je Tonne CO2. Diese lägen noch unter den realen Kosten, die durch den CO2-Ausstoss produziert würden. Dieser Preis kann beiNcihterreichen der Klimaziele schrittweise weiter angehoben werden. Die Bepreisung könnte bei der Energiesteuer auch über die Brennstoffhändler erfolgen, die fossile Brennstoffe an Endkunden abgeben.
Für die Gesamtheit der Wärmekunden sollte das Modell aufkommensneutral sein, so der Verband. Für den einzelnen Nutzer fossiler Brennstoffe wäre er das aber nicht. Und das sind mitunter eben auch sozail schwache Kudnen, denn gerade die Ölheizung war auch imemr die Heizung des kleinen Mannes. Gerade für einkommensschwache Gruppen mit vergleichsweise hohem Wärmeverbrauch kann es eine Sonderregelung geben, die verhindert, dass diese benachteiligt werden.
Generell will der BEE mit einem Rückerstattungsmodell abfedern. Die Einnahmen sollen vollständig an die Kunden sowie Unternehmen zurückgezahlt werden.
„So sollte der individuellen Zahlung eine Entlastung in Höhe der durchschnittlichen Zahlungen gegenüberstehen. Der einzelne Verbraucher erhält also einen pauschalen Betrag zurück. Hat er vorher wenig CO2 erzeugt, bleibt ihm mehr Geld übrig, hat er viel CO2 ausgestoßen, bleibt ihm umso weniger übrig“, so der Verband.
Die Schweiz macht es schon
Ähnliches wird übrigens seit 2008 in der Schweiz praktiziert. Dort gibt es eine CO2-Abgabe, die aktuell sogar bei 84 Franken je Tonne CO2 liegt. Die fließt zu einem Drittel in ein Programm zur energetischen Sanierung, zwei Drittel fließen über Krankenversicherer direkt an die Kunden zurück, weil diese dadurch ihren Beitrag niedriger halten können. Gerade letzteres sorgte für Akzeptanz bei den Schweizern.
Mit der dezentralen Versorgung von Solarstom für die E‑Mobilität befasst sich Energieblogger-Kollege Daniel Bönninghaus hier auf seinem Blog Savong Volt.
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