Dafür würde keine CO2-Steuer fällig: große solarthermische Anlage. Foto: Urbansky

Was eine CO2-​Steuer bringen würde

von | 4. April 2017

Die Wärme­wende funk­tio­niert nicht. Trotz staat­licher Stimu­lierung mit MAPE und APEE, von denen Endkunden in nie gekannter Höhe profi­tieren könnten, bewegt sich die Sanie­rungsrate seit Jahren auf gleich blei­bendem Niveau zwischen 1 und 2 Prozent. Und ein Großteil der gewech­selten Technik bleibt beim alten Brenn­stoff, meist Gas oder Heizöl.

Der Absatz Erneu­er­barer Wärme­tech­no­logien brach von 2014 auf 2015 im Durch­schnitt um zehn Prozent ein, während Heiz­öl­kessel ein Umsatzplus von 30 Prozent verzeich­neten. Diese Entwicklung kehrte sich 2016 aller­dings leicht um, Öl und Gas nahmen nur bei der Brenn­wert­technik zum, die inzwi­schen einzig erlaubter Standard ist, Wärme­pumpen und Co. hingegen verzeich­neten ein Plus, ausge­nommen Solar­thermie und Biomassekessel.

Zum einen liegt die Beliebtheit von Gas und Öl daran, dass die Förderung weit­gehend tech­no­lo­gie­offen ist. Auch Sanierer, die beim alten, fossilen Brenn­stoff bleiben, profi­tieren davon, vermehrt sogar dann, wenn sie noch eine erneu­erbare Kompo­nente, meist Solar­thermie, einkoppeln. Zum anderen sind fossile Brenn­stoffe derzeit wieder sehr günstig und scheinen es auch noch eine ganze Weile zu bleiben. Und auch die Beharr­lichkeit der Verbraucher sollte man nicht unter­schätzen: Gas und Öl sind lang bewährte Wärme­quellen, die hohe Versor­gungs­si­cherheit und Komfort versprechen.

Einheit­liches Instrument

Deswegen wird schon lange überlegt, wie eine Steuerung weg von den Fossilen hin zu einem Wärme­markt, der mit Erneu­er­baren Energien versorgt würde, aussehen könnte. Ein dabei disku­tiertes Instrument ist das einer einheit­lichen CO2-​Steuer. Also alle Brenn­stoffe werden mit einer Steuer belegt, die sich nach deren Ausstoß von CO2 berechnet. Logi­scher­weise schneiden dann Kohle, Öl und Gas besonders schlecht ab, während Holz, Solar­thermie oder mit Grünstrom betriebene Wärme­pumpen davon profi­tieren würden. Denn die wären ja von der Steuer befreit.

Der Bundes­verband Erneu­erbare Energien (BEE) hat nun in seinem aktuellen Papier „CO2-​Steuer mit Rück­erstat­tungs­modell in der Wärme­ver­sorgung“ die Vorteile der CO2-​Steuer beleuchtet. Als Argument dient dem BEE die im euro­päi­schen Vergleich niedrige Besteuerung von Heizöl und Erdgas sowie gerade beim Heizöl durch konti­nu­ierlich sinkende Verbräuche geringere Steu­er­ein­nahmen. Beim Heizöl betrügen die, so der BEE, nur ein Drittel des EU-Durchschnittes.

Ange­messene Preise für fossile Ener­gie­träger sind daher ein Schlüssel, um das Preis­gefüge zugunsten Erneu­er­barer Energien und des Klima­schutzes zu verschieben und die Verbraucher und Inves­toren für Inves­ti­tionen in Erneu­erbare Energien zu belohnen“, so der BEE

Das Gegen­mittel sieht der Verband in der CO2-Besteuerung:

Die derzeit zu geringe Bepreisung von CO2 in der Ener­gie­wirt­schaft ist eine Ursache für das Nicht­er­reichen der klima­po­li­ti­schen Ziele. Die Konstruktion des euro­päi­schen Emis­si­ons­handels (ETS) führt zu dessen weit­ge­henden Markt­ver­sagen. Im Januar 2017 kostete eine Tonne CO2 rund fünf Euro. Die wahren Folge­kosten der fossilen Ener­gie­träger sind nicht einge­preist. Nach Berech­nungen des Umwelt­bun­des­amtes müsste der Wert pro Tonne bei 80 Euro liegen.

Strom­steuer abschaffen

Ein weiteres Manko stellt die Strom­steuer dar, da sie keine ökolo­gische Lenkungs­wirkung ausübe. Nach Meinung des BEE blockiert sie sogar die Sektor­kopplung, also die Verschmelzung der Ener­gie­sek­toren Strom, Wärme und Mobilität. Deswegen soll sie abge­schafft und statt dessen durch eine CO2-​Steuer ersetzt werden. Die Verbrau­cher­kosten sollen dadurch unver­ändert bleiben.

Dabei sieht der BEE folgende Vorteile (in Klammern Anmer­kungen des Blogbetreibers):

  • Technologie- und Brenn­stof­fof­fenheit (das trifft es nicht wirklich, weil fossile Brenn­stoffe deutlich verteuert würden)
  • Wirt­schaft­lichkeit (hängt von der Effizienz ab, die sich auch aus den Kosten bildet, s. Technologie- und Brennstoffoffenheit)
  • Frei­wil­ligkeit (wobei das bei einer Steuer natürlich immer relativ ist)
  • Weniger Komple­xität und Unsi­cherheit (das wäre tatsächlich der wesent­liche Vorteil)

Der BEE will nun ein feste Bepreisung von zunächst 25 Euro je Tonne CO2. Diese lägen noch unter den realen Kosten, die durch den CO2-​Ausstoss produ­ziert würden. Dieser Preis kann beiN­cih­ter­reichen der Klima­ziele schritt­weise weiter angehoben werden. Die Bepreisung könnte bei der Ener­gie­steuer auch über die Brenn­stoff­händler erfolgen, die fossile Brenn­stoffe an Endkunden abgeben.

Für die Gesamtheit der Wärme­kunden sollte das Modell aufkom­mens­neutral sein, so der Verband. Für den einzelnen Nutzer fossiler Brenn­stoffe wäre er das aber nicht. Und das sind mitunter eben auch sozail schwache Kudnen, denn gerade die Ölheizung war auch imemr die Heizung des kleinen Mannes. Gerade für einkom­mens­schwache Gruppen mit vergleichs­weise hohem Wärme­ver­brauch kann es eine Sonder­re­gelung geben, die verhindert, dass diese benach­teiligt werden.

Generell will der BEE mit einem Rück­erstat­tungs­modell abfedern. Die Einnahmen sollen voll­ständig an die Kunden sowie Unter­nehmen zurück­ge­zahlt werden.

So sollte der indi­vi­du­ellen Zahlung eine Entlastung in Höhe der durch­schnitt­lichen Zahlungen gegen­über­stehen. Der einzelne Verbraucher erhält also einen pauschalen Betrag zurück. Hat er vorher wenig CO2 erzeugt, bleibt ihm mehr Geld übrig, hat er viel CO2 ausge­stoßen, bleibt ihm umso weniger übrig“, so der Verband.

Die Schweiz macht es schon

Ähnliches wird übrigens seit 2008 in der Schweiz prak­ti­ziert. Dort gibt es eine CO2-​Abgabe, die aktuell sogar bei 84 Franken je Tonne CO2 liegt. Die fließt zu einem Drittel in ein Programm zur ener­ge­ti­schen Sanierung, zwei Drittel fließen über Kran­ken­ver­si­cherer direkt an die Kunden zurück, weil diese dadurch ihren Beitrag niedriger halten können. Gerade letzteres sorgte für Akzeptanz bei den Schweizern.


Mit der dezen­tra­len Versorgung von Solarstom für die E‑Mobilität befasst sich Energieblogger-​Kollege Daniel Bönninghaus hier auf sei­nem Blog Savong Volt.

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

0 Kommentare

EnWiPo
EnWiPo
„Wir ziehen immer häufiger Abwärme oder Abwasser in Betracht“

Wir ziehen immer häufiger Abwärme oder Abwasser in Betracht“

Seit diesem Jahr gilt das Gesetz zur kommunalen Wärmeplanung und Dekarbonisierung der Wärmenetze. Bis 2028 müssen alle Kommunen eine solche Planung vorlegen. Im Interview erklärt Jannik Hartfil, Fachgebietsleiter Kommunale Wärmeplanung bei dem Energienetzbetreiber EWE...

„Wir ziehen immer häufiger Abwärme oder Abwasser in Betracht“

Wir ziehen immer häufiger Abwärme oder Abwasser in Betracht“

Seit diesem Jahr gilt das Gesetz zur kommunalen Wärmeplanung und Dekarbonisierung der Wärmenetze. Bis 2028 müssen alle Kommunen eine solche Planung vorlegen. Im Interview erklärt Jannik Hartfil, Fachgebietsleiter Kommunale Wärmeplanung bei dem Energienetzbetreiber EWE...