Taktprofil einer Wärmepumpe mit Störung (Pfeil). Daten/Grafik: Viessmann

Mit Digi­ta­li­sierung kaputte Heizung wie Krebs heilen

von | 13. September 2016

Die Digi­ta­li­sierung der Heizung kommt. Oft jahrelang unge­achtet im Keller vor sich hin brummelnd und von den Herstellern so optimiert, dass der Betrieb weitest­gehend wartungs- und problemfrei läuft, tun Öl- und Gashei­zungen der Nieder­tem­pe­ra­tur­technik seit Jahr­zehnten ihren Dienst. 

In letzter Zeit, verstärkt seit 10 Jahren, kommen ihre Brennwert-​Geschwister hinzu, die etwas effi­zi­enter sind, aber in aller Regel auch eine höhere Wartung und auf jeden Fall einen hydrau­li­schen Abgleich brauchen.

Ener­gie­sparer im Keller

Doch die Heizungen, die bisher wenig beachtet wurden, sind ein wichtiges Instrument zum Ener­gie­sparen. Das ist eine Binsen­weisheit, geht doch für Wärme der größte Brocken des Primär­ener­gie­ver­brauchs in Deutschland drauf. Da trifft es sich gut, dass Heizungen im Zuge der Digi­ta­li­sierung der Haushalte die einzigen Bereiche sind, die auf der Grundlage gesam­melter und intel­ligent verwer­teter Daten tatsächlich zur Ener­gie­ein­sparung beitragen können. Bei Strom ist dies nicht der Fall.

Viessmann, mit 2,2 Mrd. Euro Umsatz Deutsch­lands dritt­größter und inter­na­tional erfolg­reichster Heizungs­bauer, befasst sich schon seit Jahren mit dem Thema der Heizungs­di­gi­ta­li­sierung. Letzte Woche lud das Unter­nehmen wieder Hand­werker, Wissen­schaftler und Techniker in die Firmen­zen­trale nach Allendorf (Eder).

Carsten Kuhlmann.

Carsten Kuhlmann.

Carsten Kuhlmann etwa, Leiter des Vertriebs-​Prozess-​Managements bei Viessmann, sieht die Chance, dass digital und aus der Ferne vom Hand­werker die Kenn­linien einge­stellt werden können. Endver­braucher könnten dies nicht. Sicher­heits­re­le­vante Daten, etwa den Frost­schutz einer Heizung, könnten hingegen nur vom Kunden einge­stellt werden.

Früh Abwei­chungen diagnostizieren

Analytics-​Fachmann Bernd Wenzel sieht vor allem die mögliche Anla­gen­op­ti­mierung und verglich die Möglich­keiten mit der Behandlung von Krebs. Wenn man so früh wie möglich Abwei­chungen erkenne und Fehler behebe, können man die Anlage auch recht­zeitig opti­mieren und repa­rieren und so Verschleiß hinaus­zögern und Ausfälle verhindern. Das gelte natürlich für alle Arten von Anlagen, auch für Wärme­pumpen und Hybride, bei denen etwa Solar­thermie oder Biomasse einge­koppelt würde. Generell sei das aber noch Zukunfts­musik. Bei Viessmann sei man gerade am Anfang, das alles zu verstehen.

Nach Wenzels Angaben hätte das Unter­nehmen und die SHK-​Branche damit ein sehr

Bernd Wenzel. Fotos: Urbansky

Bernd Wenzel. Fotos: Urbansky

scharfes und mächtiges Schwert. Neben den schon erwähnten Früh­warn­sys­temen könnten Wartungs­in­ter­valle nach Betriebs­modus statt­finden. Bisher seien die zeitlich fest­ge­setzt und nicht von der Lauf­leistung, wie etwa bei Pkws, abhängig. Durch die gute Kenntnis der Anlage würde sich auch die Bindung zum Kunden enger gestalten.


Mit dem Smart home, zu dem auch die intel­li­gente Heizung gehört, befasst sich auch Energieblogger-​Kollege Björn Katz hier auf seinem Blog Strom­aus­kunft.

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

1 Kommentar

  1. Tobias

    Ich danke Ihnen für den inter­es­santen Beitrag. Mit Digi­ta­li­sierung kann man schon einiges machen. Ich denke in Zukunft wird das der Standard sein. So kann man Probleme mit der Heizung teilweise ganz allein, ohne Fachmann lösen.

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