Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft hat 5000 Haushalte zum Thema Heizen befragt. Die Ergebnisse sind zum größten Teil wenige überraschend, beweisen sie doch einmal mehr die Vormachtstellung von Erdgas und den Sanierungsstau im Heizungskeller.
Dennoch gibt es auch Überraschendes, etwa, dass der Energieausweis bei Vermietung keine Rolle spielt. Im Folgenden werden die wichtigsten 10 Ergebnisse hier gekürzt dokumentiert.
1) Heizungsanlagen nicht auf neuesten Stand der Technik
Rund jede zweite Wohnung eines professionell-gewerblichen Anbieters im Bestand wird mit einer Heizungsanlage aus der Zeit vor 1995 beheizt. Die Heizungsanlagen privater Kleinanbieter sind, nicht zuletzt auch wegen des höheren Anteils an Neubauten, im Schnitt deutlich jünger. Die Ergebnisse zeigen ebenfalls deutlich, dass vor allem nach der Wende in ostdeutschen Wohnungsmärkten erheblich in den energetischen Zustand der Wohnungen investiert wurde und dort viele Heizungsanlagen in den Jahren von 1990 bis 1999 ausgetauscht wurden. Eine erneute Sanierungswelle zeichnet sich – jedenfalls in Bezug auf die Heizungsanlagen – derzeit aber noch nicht ab.
2) Erdgas und Fernwärme am weitesten verbreitet
Aktuell wird knapp die Hälfte aller Wohnungen in Deutschland (Miet- und Eigentumswohnungen) mit Erdgas beheizt. Mit Heizöl werden knapp 27 % und mit Fernwärme knapp 14 % der Wohnungen beheizt. Nur auf vermietete Wohnungen bezogen ergibt sich eine andere Struktur bei den verwendeten Energieträgern. Die professionell-gewerblichen Vermietern der Wohnungswirtschaft – die überwiegend Mehrfamilienhäuser und größere Wohnblöcke vermieten – nutzen Fernwärme in 55 % der Wohneinheiten, gefolgt von Erdgas mit 38 %. Erdgas wird in 60 % der Wohnungen der privaten Kleinanbieter verwendet, gefolgt von Öl mit 29 % und Fernwärme mit 8 %. Der Wechsel des Energieträgers hat eine vergleichsweise geringe Bedeutung. In erster Linie werden Öl und Nachtspeicherheizungen gegen Gasheizungen ausgetauscht. Bei den professionell-gewerblichen Anbietern spielt jedoch auch der Wechsel von Gas zu Fernwärme eine wichtige Rolle.
3) Große Vermieter nutzen innovative Heizungskonzepte
Insbesondere größere Vermieter mit einem Wohnungsbestand ab 2.500 Wohneinheiten setzten in den letzten Jahren auch häufig auf alternative Heizmöglichkeiten. Allen voran ist hier die Solarthermie zu nennen, gefolgt von Blockheizkraftwerken und Zu- und Abluftanlagen mit Wärmerückgewinnung. Das Thema Mieterstrom ist vor allem aufgrund der aktuellen Rechtssituation für viele Vermieter derzeit noch keine Option. Dennoch bestehen an diesem Thema großes Interesse, ein hoher Informationsbedarf und der Wunsch nach Beratungsleistungen.
4) Dämmung vorn bei energetischer Modernisierung
Drei Viertel der professionell-gewerblichen Vermieter und jeder zweite private Kleinanbieter haben in den letzten 5 Jahren energetisch modernisiert. Auch für die kommenden Jahre planen 62 % der professionell-gewerblichen Anbieter und 24 % der privaten Kleinanbieter ihre Wohnungen energetisch zu sanieren. Bei den energetischen Maßnahmen stand die Wärmedämmung an erster Stelle, gefolgt von der Erneuerung der Heizungsanlage. Die Optimierung der Heizungsanlage als geringinvestive Maßnahme, um Energieeinsparungspotenzial zu heben, spielt zumindest bei den professionell-gewerblichen Anbietern ebenfalls eine Rolle.
5) Wohnungsgenaue Verbrauchserfassung wenig verbreitet
Im Bereich der Heizkosten haben sich elektrische Heizkostenverteiler durchgesetzt. Heizkostenverdunster sind noch in jeder fünften vermieteten Wohnung zu finden. Die Ablesung erfolgt in den allermeisten Fällen durch einen Messdienstleister. In 15 % der Wohnungen professionell-gewerblicher Vermieter werden die Verbrauchsdaten bereits direkt in die EDV-Systeme der Wohnungsunternehmen übertragen. Bei etwa 10 % der durch private Kleinanbieter vermieteten Wohnungen werden die Verbräuche noch durch die Mieter selbst abgelesen. Für jede fünfte Wohnung eines privaten Kleinanbieters gibt es keine wohnungsgenaue Erfassung der Verbrauchskosten für Heizung und Warmwasser.
6) Energie und Heizen Vermieter-Thema
Energie und Heizen hat für die Vermieter eine hohe Bedeutung. Über 90 % der % professionell-gewerblichen und über 80 % der privaten Kleinanbieter erachten das Thema als wichtig oder sehr wichtig. In jedem dritten Unternehmen bei den professionell-gewerblichen Anbietern gibt es einen Spezialisten oder eine spezialisierte Fachabteilung für Energie und Heizen. Entscheidend ist dabei die Größe des Wohnungsbestands. So haben 70 % der Vermieter mit mehr als 7.500 Wohnungen einen eigenen Spezialisten, jedoch nur 6 % der Vermieter mit einem Wohnungsbestand von bis zu 500 Wohneinheiten.
7) Guter energetischer Zustand Standard
Nach Einschätzung der Vermieter zählen für ihre Mieter vor allem die Gesamtkosten der Wohnung. Eine getrennte Beurteilung der Kalt und Warmmiete wird von den wenigsten Mietern vorgenommen. Der energetische Zustand der Wohnung kann aus Sicht der Vermieter vor allem in Nachfragermärkten (Wohnungsangebot größer als die Wohnungsnachfrage) ein wichtiger Vermietungsfaktor sein. Dort kommt es auch häufiger vor, dass sich die Mieter für Verbrauchswerte und das Heizsystem interessieren. Allerdings kommen Nachfragermärkte häufiger in Regionen mit geringerer Kaufkraft vor, sodass energetische Modernisierungsmaßnahmen nur teilweise auf die Miete umgelegt werden können. Der Energieausweis spielt im Bereich der Vermietung faktisch keine Rolle.
8) Contracting beliebter
Rund 40 % der professionell-gewerblichen Vermieter haben bereits Erfahrung mit Contracting gesammelt. Hierbei handelt es sich vor allem um Vermieter mit einem Bestand von mehr als 7.500 Wohneinheiten. Die befragten privaten Kleinanbieter sind bisher so gut wie keine Kooperationen im Bereich Energie und Heizen eingegangen. Professionell-gewerbliche Anbieter, die bereits Contracting-Modelle nutzen, nennen vor allem den Wegfall der Investitionskosten sowie Kosteneinsparungen bei den Betriebskosten als Hauptgründe. Jene, die noch kein Contracting nutzen, vermuten vor allem zu hohe Kosten oder haben derzeit keinen Bedarf oder kein Interesse daran. Darüber hinaus besteht bei ihnen der Wunsch, selbst über die Heizungsanlagen und deren Nutzung und Optimierung zu entscheiden.
9) Zuverlässigkeit und Versorgungssicherheit wichtig
Mehr als die Hälfte der Vermieter arbeitet mit mehr als einem Energieversorger zusammen. Entscheidend hierfür ist insbesondere die regionale Verteilung des Wohnungsbestands. Wichtig für die Wahl des Energieversorgers sind Zuverlässigkeit, Versorgungssicherheit und das Preis-Leistungsverhältnis. Erst danach folgen klassische Serviceaspekte, wie ein direkter Ansprechpartner, die Erreichbarkeit oder Reaktionsgeschwindigkeit. Jeder fünfte Vermieter ist mit seinem Energieversorger sehr zufrieden. Insgesamt sind professionell-gewerbliche Anbieter zufriedener als private Kleinanbieter.
10) Potenzial für Beratungsdienstleistungen
Während die Energieversorger die Vermieter in Bezug auf Heiztechnik und Wartung schon umfangreich unterstützen, gibt es ein erhebliches Potenzial im Bereich der Beratungsleistungen. Bisher stehen den Vermietern vor allem Verbände und Ingenieurbüros als Berater zur Verfügung. Mehr als jeder dritte professionell-gewerbliche Anbieter und jeder fünfte private Kleinanbieter möchte zukünftig gern die Energieeffizienzberatung seines Energieversorgers in Anspruch nehmen. Darüber hinaus gibt es auch deutlichen ganzheitlichen Beratungsbedarf in Bezug auf Sanierungskonzepte. Die gemeinsame Entwicklung eines Angebots von Mieterstromprodukten mit dem Energieversorger würden rund 20 % der professionell-gewerblichen Anbieter in Anspruch nehmen. Die Verbrauchsablesung und die Abrechnung der Heizkosten mit dem Mieter sind ebenfalls Dienstleistungen, die Vermieter einem Energieversorger zutrauen und für die eine Nachfrage sowohl bei privaten Kleinanbietern als auch bei professionell-gewerblichen Anbietern besteht.
Die Studie kann hier heruntergeladen werden.
Ein Beitrag, wie die Zukunft der Wärmenetze aussehen könnte, haben meine Energieblogger-Kollegen von Ecoquent Positions hier verfasst.
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