Biokraftstoffe haben es derzeit nicht leicht. Die Tank-Teller-Diskussion, so unsinnig sie in europäischen Breiten auch sein mag, setzt ihr ebenso zu wie die Diskussion um die indirekte Landnutzung (iLuc).
Letztere hat die EU-Kommission sogar zur Entscheidungsgrundlage genommen, um die Quote von Biokraftstoffen der 1. Generation, also all jenen, die aus Nahrungsmitteln wie Raps oder Getreide hergestellt werden, von 7 %, die europaweit 2020 erwartet werden, auf 3,8 % im Jahr 2030 abzusenken. Auf dem gerade in Berlin tagenden Kongress Kraftstoffe der Zukunft machte Bernd Kuepker von der Generaldirektion Energie der Kommission, also quasi dem europäischen Energieministerium, daran auch keine Abstriche.
Widerstand aus dem Bundestag
Seitens der deutschen Verbände, aber auch aus der Politik und hier insbesondere von den Bundestagsmitgliedern Artur Auernhammer (CSU) und Norbert Schindler (CDU), beide übrigens Landwirte, wurde heftigster Widerstand gegen die Kommissionspläne angekündigt. Schindler gab der Kommission sogar indirekt die Schuld an den Wahlerfolgen von Rechtspopulisten, weil sie eine Politik fern der Realitäten in den EU-Mitgliedsländern verfolge. Sein Trost: Die Pläne müssten noch vom EU-Rat abgesegnet werden, und das sei keinesfalls sicher. Allrdings: Auch die Bundesregierung führt ähnliches im Schilde, nämlich die Verbannung der Biokraftstoffe aus dem Straßenverkehr.
Dabei ist gerade die Nahrungskonkurrenz und die iLuc selbst bei Organisationen umstritten, wo man es gemeinhin nicht erwartet hätte. Oliver Dubois von der Welternährungsorganisation FAO sieht den Einfluss der Biokraftstoffe auf Nahrungsmittelpreise und damit auf den Hunger der Welt nur gering und als einen von unter vielen Faktoren für Preissteigerungen. An den 75 % Teuerungsraten der Nahrungsmitteln in den letzten Jahren hätten die Biokraftstoffe gerade mal einen Anteil von 3 %. Gleichzeitig msüse man konkret sehen, wo Biokraftstoffe angebaut würden. Würde Land in den Entwicklungsländern für Monokulturen verschwendet, um damit den europäischen Kraftstoffbedarf zu befriedigen, sei das schlecht. Würde das in Europa geschehen, gäbe es keine Nahrungsmittelkonkurrenz.
iluc als Grundlage fragwürdig
Das bestätigte auch Klaus-Dieter-Schumacher von AgriConsult, der auf der Veranstaltung die Agrarmärkte analysierte. Zwar sei die Anbaufläche weltweit leicht gestiegen, aber die Ernten seien seit Jahren sehr gut und wüchsen stetig. Er bezeichnete das Vorgehen der EU, iLuc als Ausgangspunkt zu nehmen, als fragwürdig, zumal die zugrunde gelegten Studien längst vergangene Zeiträume abbildeten und nicht die aktuellen.
Die letzte Schlacht für die Biokraftstoffe der 1. Generation ist also noch nicht geschlagen, noch ist sie schon verloren. Und ihre Verteidiger haben noch ein gewichtiges Argument auf ihrer Seite: Wer sollte denn die Biokraftstoffe der 2. Generation zur Marktreife führen wenn nicht die Produzenten von Biodiesel und Bioethanol? Drehe man denen jetzt mit fragwürdigen politischen Entscheidungen den Geldhahn zu, werde es auch mit HVO, Biobutanol und anderen nichts.
Über die aktuellen Möglichkeiten von Power to Gas und damit über mögliche alternative Kraftstoffe der 2. Generation schreiben die Energieblogger-Kollegen Max Fuhrmann und Christian Sperling von nextkraftwerke hier.
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